Migration, Kulturkonflikt Und Krankheit
ISBN: 978-35-311-2266-3
Format: 15.6x23.4cm
Liczba stron: 310
Oprawa: Miękka
Wydanie: 1991 r.
Język: niemiecki
Dostępność: dostępny
Mit Abstand bilden Tiirken die Mehrheit der in Deutschland lebenden AusUinder. Wie alle AusUindergruppen sind sie iiberproportional von Arbeitslosigkeit betrof fen. Tiirkische Kinder haben es auf deutschen Schulen
schwer. Nur 55 Prozent von ihnen gelingt ein erfolgreicher AbschluB der Hauptschule. Zum VersHindnis der besonderen sozialen Schwierigkeiten tiirkischer Einwandererfamilien gehOren griindliche Kenntnisse ihrer heimatlichen
Dorfkultur und ihres ursprunglichen Wertesystems. Ein erstes Verdienst dieses bemerkenswerten Buches liegt darin, daB es dem Leser die Eigenarten der anatolischen Dorfkultur anschaulich nahebringt, aus der die groBe Mehrzahl
der tiirkischen Einwanderer hervorgegangen ist. Dabei beweist die Autorin ihre guten Kenntnisse in Ethnopsychoanalyse. Sehr differen ziert erlautert sie z. B. die oft falschlich vereinfachend dargestellte Struktur des Ge
schlechterverhaltnisses. Bis in die Jugend hinein sind die Manner im offentlichen Bereich dominierend. Aber im Hintergrund iiben die sehr gut informierten Frauen einen wichtigen kontrollierenden EinfluB aus. Sehr ausgepragt
ist die autoritare Disziplinierung der Kinder. Es wird eine fruhe und intensive Identifikation mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil bewirkt. In ihrem Selbstwertgeruhl holen die Madchen im Verlauf der Entwicklung ihren
Riickstand gegeniiber den Jungen auf, was damit erklart wird, daB der tiirkische Mann in der Adoleszenz eine Selbst wertkrise erlebt. Die traditionelle Geschlechtertrennung wird allmahlich aufgeho ben. Durch die
Arbeitsmigration der Manner entwickelt sich ein starkerer und selbstbewuBterer Frauentyp. -Die Verhaltensregulation der Familie wird in her vorragendem MaBe durch Scham bestimmt. Wesen der Schamkultur ist, daB alles auf die
Wirkung nach auBen bezogen wird.