Erinnnerungen aus dem persönlichen Leben. Der Beruf als Steuerberater langweilt ihn, fordert ihn nicht heraus, Denken aber - alles zu bedenken, kreuz und quer - macht sein Glück im Leben. Denken, sich erinnern ist bei ihm mit emotionaler Anspannung,
Erregung verbunden: oft so stark, dass es - auch für ihn selbst - ins Komische umschlägt.
Ein ganzes Erwachsenenleben war Gert Wilker ein guter Kleinstadtbürger, der anderen zuverlässig die Steuersachen erledigte, konservativ, eingetragenes Partei-Mitglied. Und plötzlich, seit einiger
Zeit schon, hat er angefangen, gegen den eigenen Strich zu denken. Er fühlt sich massiv bedroht. Was einmal seine höchst eigene Welt war, ist ihm nicht mehr geheuer: die Entwicklungen in der westlichen
Welt, die Öffentlichen Verschuldungsorgien, DDR/Deutsche Einheit, die Verarmungstendenzen in den Völkern, kriegerischen Auseinandersetzungen. Er fängt an, wie ein bedrohtes Tier zu wittern, analysiert alles und jedes, hat das Vertrauen in jegliche politische Führerschaft verloren, fühlt sich persönlich betrogen. Er hat nicht gelitten, ist nicht zu kurz gekommen, doch jetzt scheinen ihm auf einmal Situationen zu drohen, wo es auch für ihn lebensgefährlich
werden kann.